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Altes Land von Dörte Hansen


ISBN: 978-3-8135-0647-1  -  Erschienen: Februar 2015
Verlag: Knaus / Random House
Preis: 19,99 Euro  -  Seiten: 288  -  Genre: Belletristik  -  Gebunden mit Schutzumschlag

altes land
 

Inhalt
: Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.
Quelle: Verlag Knaus / RandomHouse

Verlagseite des Buches

Zusammenfassung: Vera ist ein Flüchtlingskind und strandet mit fünf Jahren zusammen mit ihrer Mutter auf dem Hof der Eckhoffs in der Nähe von Hamburg direkt an der Elbe und wird für immer dort bleiben. Einerseits fühlt sie sich nie wirklich zugehörig und doch schlägt sie tiefe Wurzeln. Vera kümmert sie sich um ihren Stiefvater Karl, der traumatisierte Kriegsheimkehrer erholt sich bis zu seinem Tod nicht von dem Erlebten. Sie ist eine Eigenbrödlerin und führt ein Leben gemeinsam mit ihren Hunden und Pferden. Bis eines Tages ihre Nichte Anna vor der Tür steht und gemeinsam mit ihrem Sohn Leon Unterschlupf sucht.

Auch Anne hat eine nicht einfache Vergangenheit, musikalisch wird sie von ihrem kleinen Bruder verdrängt, was ihrem Selbstbewußtsein einen ersten Knacks gibt, später wird sie Tischlerin und Mutter, verdienst sich ihr Geld jedoch damit, den Sprösslingen der übereifrigen Eltern aus Hamburg-Ottensen in der musikalischen Früherziehung das Flöten beizubringen. Sie ist deplaziert in diesem Stadtteil und ergreift die Flucht auf´s Land, als die Beziehung zu Leons Vater dadurch zerbricht, dass er Anne durch eine andere Frau ersetzt.

Vera nimmt die die beiden, nun ihrerseits zu Flüchtlingen gewordenen Menschen bei sich auf, muss sich jedoch erstmal daran gewöhnen nicht mehr alleine im Haus zu sein. Anne und Leon dürfen bleiben, als Gegenleistung soll Anne das arg in die Jahre gekommene alte Bauernhaus ein bisschen auf Vordermann bringen. 

Zwischen Vera, Anne und Leon entwickelt sich nach und nach eine Beziehung mit der wohl besonders die beiden Frauen nicht gerechnet haben. Beide finden dort Familie wo sie es nicht erwartet haben und stellen fest, dass sie sich sehr ähnlich sind. 

Meine Meinung: Dieses Buch hat mich irgendwie angezogen, ich hatte den Wunsch neben leichten Liebesgeschichten, Thriller und Fantasy mal etwas ganz anderes zu lesen und Altes Land hat mich nicht enttäuscht. Dörte Hansen erzählt in einem Stil, der mich weder hin und her geschüttelt oder zum Seufzen gebracht hat, dennoch hatte ich nach dem Lesen der letzten Zeilen Tränen in den Augen, weil es mich in seiner Gesamtheit doch sehr und tief berührt hat. 

Dreh- und Angelpunkt der gesamten Geschichte ist der Hof der Eckhoffs, ein vernachlässigtes Schmuckstück in den Elbmarschen. Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt´t ook noch sien, dieser Plattdeutsche Spruch ziert einen der verwitterten Balken des alten Hauses. Während es Lesens hab ich mir diesen Ort vorgestellt, das verwitterte Fachwerk, das Knarren der Balken und die Kühle, gegen die keine Heizung und kein Ofen richtig ankommt. 

Ich kann kaum die Atmosphäre wiedergeben, von der die Geschichte getragen wird. Das Buch kommt ohne Schnörkel, Romantik und Spannungsbogen aus und hat mich trotzdem wahnsinnig in seinen Bann gezogen. Vera und Anne wirken beide zunächst sehr ruppig und unnahbar, später jedoch spürt man regelrecht die Bande, die zwischen den beiden entsteht. Sie geben sich gegenseitig etwas, was ihnen zuvor im Leben gefehlt hat: Freundschaft und Familie, wenn auch auf ihre eigene Weise. 

Das Buch wartet aber auch mit Witz auf, wenn z.B. von den "Möchtegern-Ökos" erzählt wird, Marmelade einkochende Hausfrauen, die mit ihren Familien auf´s Land geflüchtet sind um dort ein "besseres" Leben zu führen. Burkhard Weißwerth fühlt sich überlegen, vor zwei Jahren hat er Hamburg verlassen um nun hier in den Elbmarschen Bücher und Kolumnen über das Landleben zu schreiben, doch später wird ihn das Alte Land geläutert fortschicken, doch gewachsen an seinen Erfahrungen ist er nicht wirklich.

Altes Land ist ein Buch, welches ich unheimlich gerne gelesen habe und welches mich ohne auch nur ein bisschen reißerisch zu wirken gefesselt hat. Ich habe interessante Menschen kennengelernt, ihre interessante Entwicklung erlebt und mich an der Elbe zwischen den Obstbäumen für eine Weile sehr wohl gefühlt. 

4 5star