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Ein Lebenszeichen

Hallooo... !!! Ist da jemand??? Wahrscheinlich führe ich hier jetzt ein Selbstgespräch, nach so langer Zeit, wo hier auf meinem Blog nichts paßiert ist, wird sich kaum noch jemand her verirren. Ich bin tatsächlich noch da, doch in den letzten Monaten hat mir die Lust auf das Bloggen hier an meinem Lesestrand gefehlt. Viel einfacher ist das Stöbern und Posten bei Instagramm, wobei mir das tatsächlich nie so gut gefallen hat wie die Welt der Literatur-Blogs. Es ist mir zu schnelllebig und verbraucht zuviel Zeit. Mal eben die aktuellsten Posts lesen und durch die Stories gucken!? Schwups, schon ist fast eine Stunde vergangen, ohne, dass ich es richtig gemerkt habe. Und auch dort bekomme ich es nicht mehr geregelt Bücher zu besprechen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Soviele wie früher sind das allerdings längst nicht mehr. Wenn ich "viel" lesen, dann sind es vier Bücher im Monat.

Warum das so ist!? Ich bin an dem Punkt wo der Tag wirklich einige Stunden mehr haben müsste, oder ich brauche einfach nur mehr Stunden, in denen ich fit und motiviert bin. Im Grunde geht es mir sehr gut, allerdings frisst die Arbeit spätestens seit Corona verdammt viel Energie. Ich bin Altenpflegerin und arbeite in der ambulanten Pflege. Ich liebe meinen Job nach wie vor und bin froh die Ausbildung noch recht spät gemacht zu haben, denn erst seitdem habe ich das Gefühl beruflich angekommen zu sein, etwas mit Liebe und Leidenschaft zu machen und zudem und nicht ganz unwichtig, ich bin bekommt viel mehr Wertschätzung und verdiene deutlich besser. Mit diesem positiven Schub im Rücken schaffe ich auch die anstrengenden Zeiten, wo ich viel einspringen muss, da die Kollegen reihenweise ausfallen. Allerdings fühle mich mich seit einiger Zeit oft müde und kaputt. Zwölf Tage am Stück um fünf Uhr aufstehen und trotzdem manchmal erst um 21:30 Uhr oder später vom Spätdienst nach Hause kommen macht mich fertig. Bei der Arbeit bin ich zu 100% da und auch das Aufstehen klappt sehr gut, aber kaum bin ich zurück zu Hause kippe ich stumpf um und schaffe kaum noch etwas. Ich muss mich dermaßen aufraffen im Haushalt etwas zu tun, da werden einfachste Dinge zu richtigen Kraftakten. Ich lese abends ein paar Seiten, bevor mir spätestens um 21 Uhr die Augen zufallen, egal wie gut und spannend die aktuelle Lektüre ist. Wirklich lesen kann ich eigentlich nur, wenn ich frei habe und diese Zeit verbringe ich dann aber auch gerne damit, mit meinem Mann oder dem Freundeskreis etwas zu unternehmen. Zum Glück liegen an den Wochenenden immer Aktivitäten und Verabredungen an, sonst würde ich kaum meinen Hintern hoch kriegen. 

Manchmal frage ich mich, wie ich das noch schaffe ohne selbst krank zu werden!? Natürlich bin ich froh und dankbar nur alle paar Jahre mal eine AU zu brauchen, aber es ärgert mich immer diejenige zu sein, die einspringt und sich damit aufreibt. Bei jedem Zwicken, Unwohlsein, leichtem Kopfschmerz usw. habe ich Panik auszufallen, weil ich mich frage, wie die Kollegen das dann noch schaffen sollen. Als ich im März dann tatsächlich Corona hatte und der Verlauf extrem mild war, hatte ich ein super-schlechtes Gewissen, weil ich bei schönstem Wetter auf der Terasse gesessen habe und die Kollegen das auffangen mussten. Seit einigen Wochen sind dann wieder viele Kolleginnen und ich diejenigen, die einspringen und ihre Überstundenkonten füllen.

Ich kann verstehen, dass viele Pflegekräfte dazu nicht mehr bereit sind. Ich muss offen und ehrlich gestehen, dass es bei uns wahrscheinlich noch harmlos ist. Die Kollegen in den Krankenhäusern trifft es sicher noch um einiges schlimmer. Ich weiß von Bekannten, dass teilweise am freien Wochenende morgens um sechs Uhr angerufen und um Einspringen gebeten wird. Sowas gibt es bei uns zum Glück nicht, unser Frei versucht man uns zu lassen, was auch allermeistens klappt. Trotzdem ist es für mich kein Wunder, dass die Pflegekräfte in Massen die Flucht aus dem Beruf ergreifen. Überall wird Personal gesucht (und ja, ich weiß, dass das inzwischen nicht nur die Pflege betrifft) und in unserer Gegend nehmen sehr viele Dienste keine neuen Patienten mehr auf, da sie es personell einfach nicht mehr leisten können. Wohin wird das führen? Derzeit hört man von den Kinderkliniken, dass sie voll laufen, Personal fehlt und die Kleinen z.T. in andere Bundesländer und viele Kilometer vom Wohnort entfernt gebracht werden müssen. Es dauert oft ewig, bis ein Platz überhaupt gefunden wird. Ich bin mehr als dankbar, dass meine Tochter erwachsen ist und mir um sowas oder fehlende Fiebersäfte usw. keine Gedanken machen muss. Als junge Mutter würde mich das umtreiben denke ich. 

Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum schreibt sie das alles, ich musste es mir einfach von der Seele schreiben. Ich wollte einfach mal wieder deutlich machen wie sehr ich die Pflege liebe und es trotzdem immer unvorstellbarer wird, das so oder noch schlimmer bis zur Rente durchzuhalten, was ich mir defitiv wünsche. Demnächst werden noch viel mehr von uns gebraucht, da einerseits viele in Rente gehen und andererseits viele Menschen mehr Pflege brauchen werden. Es fehlt jedoch der Nachwuchs und laut Statistik verlässt eine Altenpflegefachkraft nach ca. acht Jahren den Beruf, das ist eindeutig zu früh. Ich bin jetzt fast genau neun Jahre examiniert und somit schon länger im Beruf als viele andere und eigentlich fühlt es sich noch immer so an, als wäre ich gerade erst fertig gewordne mit meiner zweiten Ausbildung. 

Was ich mir persönlich wünsche? Mehr Geld? Nein, einfach nur mehr Kollegen, weniger Einspringen, keine Spätdienste die manchmal bis fast 22 Uhr gehen und danach wieder um fünf Uhr rausmüssen... Einfach nur normal arbeiten können und danach nicht wie ein Zombie durch die freie Zeit schleichen, das wäre schön! 

Nach diesem Wort zum Sonntag möchte ich einen
schönen ersten Advent und einen guten Start in die besinnliche Zeit wünschen! 
Bleibt freundlich, geduldig, achtsam und mitmenschlich,
denn daran fehlt es in meinen Augen inzwischen sehr häufig. 

Liebe Grüße und ich versuche mich auch literarisch wieder zu melden
eure Melanie

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